Digitale Sternstunde
Der Auftritt der jüngsten bayerischen Ministerin am 11. März 2020 im Internationalen PresseClub München wurde zum Sprühregen digitaler Handlungsansätze: „Smart Bayern“ z. B. der Bürger soll mit seinen Behörden und Volksvertretern direkt Kontakt aufnehmen können. E-Akte: Die elektronische Vorgangsakte, die in jedem Ministerium eingeführt und verwaltet werden soll. Dazu benötigt es auch digitale Kompetenzen bei Senioren, wie Schulkindern und Lehrern. Und vor allem flächendeckende Breitbandverkabelung. Die letzten Funklöcher seien oft auch Ergebnis von Standortknappheit: „... was soll der Netzbetreiber denn machen, wenn an manchen Orten kein Eigentümer für den Standort eines Sendermastes genommen werden kann?“
Judith Gerlach, die noch immer Mitglied der JU in Bayern ist, stammt aus Weibersbrunn im Stimmkreis Aschaffenburg, ist eineinhalb Jahre im Amt und leitet das kleinste Ministerium mit etwa 100 Mitarbeitern und 80 Millionen Euro Etat. Aber sie sprüht vor Projekten und verweist auf ihren Optimismus: „… den braucht man in meinem Job!“ Die 28-jährige ist studierte Juristin und wehrt sich gegen die noch immer vorherrschenden Ressentiments gegen jüngere Frauen in verantwortlichen Positionen. Sie wuchs sie als eines von drei Kindern des ehemaligen Bundestagsabgeordneten Paul Gerlach auf, „in einem Haushalt wo wir täglich über Politik diskutierten. Wie der Vater studierte Judith Gerlach Jura. „Meine Wahl in den bayerischen Landtag hat Vater leider nicht mehr miterleben können ...“.
Die Ernennung zur Ministerin und insbesondere der Aufbau eines neuen Ministeriums für Bayern für „Digitales“ war für sie ein prägendes Erlebnis. Am ersten Arbeitstag traf ich auf eine Beamtin, die mir das Haus zeigte. Später kamen zwei weitere Beamte hinzu. Weder Organigramm, noch eine Ressortaufteilung oder eine Verwaltungsstruktur gab es. Die Ministerin setzte auf schlanke Strukturen und flache Hierarchien. Auch ein Quantenphysiker ist im Team und gibt wichtige Inputs zu Vorgängen, die eigentlich nicht sein Projekt seine.
Und ja, Querdenken und Optimismus, Überzeugungskraft und Hartnäckigkeit, das sei Ihr Rüstzeug. Ja, dabei setze sie auch und insbesondere auf Frauen: „Ich bin Feministin!“ Diese Aussage spricht sie ohne Nachsatz oder Erklärung aus. Junge Mitarbeiterinnen und Expertinnen seien nicht nur gut in IT und beim Codieren, sondern würden auch neue Ideen formulieren.
Die braucht es auch und die Überzeugungskraft, denn viele klassische Digitalprojekte, wie „5G“ oder „Künstliche Intelligenz/KI“, digitale Kompetenz in der Schule oder digitales Health-Management seien in anderen Fachministerien angesiedelt. Der Reiz und auch die besondere Umsetzung der Themen dieses neuen Digitalministeriums liegt in der Querschnittsarbeit: Gerlach muss mit ihren Projekten die KollegInnen in den anderen Ministerien überzeugen und vor allem den Bürger in den Dialog einbinden. Moderiert wurde die Veranstaltung von PresseClub-Vorstandsmitglied Manfred Otzelberger und dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Uwe Brückner.