Führung bei der Stiftung Maximilianeum

Sie leben in friedlicher Koexistenz, die einen nimmt man wahr, die anderen nicht. Die einen zahlen Miete und Pacht an die, die 1852 ihren Ursprung nahmen – die Mieter zogen erst nach dem Krieg ein. Was so rätselhaft klingt, ist das Verhältnis von Landtag und Stiftung Maximilianeum. Die Stiftung ist Hausherr im Maximilianeum, der Landtag Mieter. Und während jeder in den Landtag kommen kann, als gewählter Abgeordneter oder als Besucher, schaffen es nur die wenigsten in die Stiftung. Entweder hat man ein Einser-Abitur – oder das Glück, bei einer Führung des PresseClub Münchens dabei gewesen zu sein.

Führung bei der Stiftung Maximilianeum. Foto: Hans Schwepfinger.

Hoch über dem Ufer der Isar steht wirkmächtig das Maximilianeum. 1848 wollte König Maximilian II. seinen Plan umsetzen, eine Einrichtung zur Förderung junger Studenten zu gründen. Ein Plan, den er schon als Kronprinz gefasst hatte. Und den der damalige Landtag torpedierte. Der verweigerte schlichtweg die Mittel. So griff Max II. in seine Privatschatulle, gründete 1852 das Athenäum, das wenige Jahre später in Königliches Maximilianeum umbenannt wurde. Das „königlich“ verschwand dann in den Wirren der Revolution von 1918.

Wenn man sich dem Bau von der Ostpforte her nähert, fällt einem neben dem ockerfarbenen, dem eigentlichen Maximilianeum, auf, dass es An- und Zubauten gibt. Stiftungsvorstand Hanspeter Beißer klärte die Mitglieder des PresseClubs auf. Erste Anbauten gab es 1960, Erweiterungsbauten 2005 und 2011:

 

Im Altbau hat die Stiftung 29 Zimmer, im Neubau 21, es können also 50 Stipendiaten untergebracht werden. Eigentlich sollten zu den 26 männlichen Stipendiaten zehn Damen dazukommen. Das war der Sinn der Wittelsbacher Jubiläumsstiftung. Es kam anders, erklärt Beißer:

 

Die Stiftung Maximilianeum lebt vom Erbbauzins, die Gebäude und das Grundstück sind in ihrem Besitz. Gott sei Dank, sagt Hanspeter Beißer. In der Inflation der 20er Jahre ist viel Geld verloren gegangen. Auch bei der Stiftung. Das bisschen Kapital hätte die Stiftung nicht am Leben gehalten. Und als der Zweite Weltkrieg vorbei war, war dann die finanzielle Situation der Stiftung desolat. Es mag wie ein Geschenk des Himmels anmuten, dass der Bayerische Landtag auf der Suche nach einer neuen Bleibe im Maximilianeum fündig wurde. So zahlt der Freistaat Bayern heute Miete und Pacht, Geld, dass die Stiftung aufwenden kann, die Stipendiaten bei freiem Logis und Kost zu beherbergen. Im Rahmen der Führung konnte der PresseClub die Räumlichkeiten ausgiebig besichtigen. Nun gut, die Zimmer der Studierenden waren tabu. Bemerkenswert ist, dass die Zimmer freiwillig jahresweise getauscht werden können. Der Ausblick vom Maximilianeum muss früher schon eine Besonderheit gewesen sein:

 

Die Stiftung hat eine Bibliothek mit den wichtigsten Büchern, die in den ersten Semestern gebraucht werden. So kann man oft ohne den Besuch in der Uni-Bibliothek auskommen. Und modern sind sie allemal in den Gebäuden: Die Stiftung ist per Richtfunk an das Leibniz-Rechenzentrum der Uni angebunden. Über die Anschaffung der Bücher wird in der Stipendiaten-Gemeinschaft entschieden. Wie überhaupt die Gemeinschaft mit viel Selbstverwaltung funktioniert. Jeder übernimmt während des Semesters bestimmte Aufgaben, das prägt die Gemeinschaft, betont Stiftungsvorstand Beißer. Diese unterscheide sie auch dadurch von anderen Studienstiftungen:

 

Eine Besonderheit ist die Auswahl der Stipendiaten. 1852 gehörte noch die Pfalz zu Bayern (wie heute übrigens noch das Bistum Speyer zur Bayerischen Bischofskonferenz gehört). Und so werden noch heute die Stipendiaten aus Bayern und der Pfalz ausgewählt. Die Auserwählten können alles studieren – außer Theologie und Medizin. Das liegt in der Geschichte begründet: Für die Theologen sorgten damals die Kirchen, und die Mediziner hatten damals nicht das Augenmerk des Königs. Er wollte beste Verwalter aus allen Bereichen heranziehen:

 

Unter den Stipendiaten und Absolventen finden sich viele Berühmtheiten. Der Literaturwissenschaftler Hans Ulrich Gumbrecht, der Schriftsteller Carl Amery und Michael Kunze, der berühmte Textdichter. Aber auch Werner Heisenberg, der noch im alten (jetzigen Landtags-) Gebäude wohnte. Und Franz Josef Strauß, ein Spezialfall:

 

Das Maximilianeum ist auch für seine Gemälde bekannt. 30 gab Maximilian II. in Auftrag. Ein Teil ist im Bereich des Landtags aufgehängt, ein Teil in den Räumen der Stiftung, eines hängt in den Pinakotheken und einige fielen dem Brand im Zweiten Weltkrieg zum Opfer. Und die Gemälde auf den Gängen der Stiftung? Nun, die sieht der normale Landtagsbesucher nicht. Vielleicht ist auch das ein Grund, dass diese Führung für den PresseClub besonders gut besucht war. Oder lag es an der Geselligkeit, die Vorstand Hanspeter Beißer bestens zu erzeugen wusste? Mancher mag sich an seine eigene Internatszeit erinnert haben – womöglich resultierte daher auch der unerfüllbare Wunsch einiger Mitglieder, mal ein Zimmer zu sehen.

Text: Heinrich Rudolf Bruns. Fotos: Hans Schwepfinger.

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