Helmut Markwort im PresseClub

Helmut Markwort (links) im Gespräch mit Clubvorsitzenden Peter Schmalz. Foto: Johann Schwepfinger.

Ein Zeitzeugen-Gespräch, das auf große Resonanz stieß: Fünf Wochen vor seinem 80. Geburtstag stellte sich Helmut Markwort am 3. November 2016 den Fragen der Kolleginnen und Kollegen im PresseClub. Der langjährige Chefredakteur und jetzige Mitherausgeber des Focus ist selbst ein Stück personifizierte deutsche Mediengeschichte. Und zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in den Medien hat Markwort einiges zu sagen.

Dazu gehörte auch mancher Tipp, den sich nicht nur die neue Klasse der Deutschen Journalistenschule (DJS), die ebenso zum Publikum gehörten, wie Praktiker mit längerer Berufserfahrung.

„Ich hatte keine Angst vor Leuten. Und ich hatte keine Angst, zu fragen“, so Markwort auf eine Frage noch aus der Zeit, bevor er mit etwa 17 Jahren in den Journalismus startete, ganz klassisch im Lokalen. Denn schon als Junge kam er durch Neugier in Kontakt mit US-Soldaten, die nach der Befreiung in seinem fränkischen Heimatort stationiert waren. Der junge Markwort verfügte da offenbar schon über eine wichtige Eigenschaft für den Beruf. Einen Beruf, für den er nach wie vor brennt, dem Helmut Markwort viel Zeit widmet. Weil es ihm auch persönlich etwas bedeutet. „Ich lerne immer, ich bin ein lebenslänglicher Volontär.“ Denn: Irgendeine Geschichte habe jeder zu erzählen, so seine Erfahrung. Ganz pragmatisch startete Markwort als Lokaljournalist, wurde von ganz allein weiterempfohlen, entschied sich bewusst gegen ein Uni-Studium, arbeitete weiter auf verschiedenen Feldern und in verschiedenen Medienformaten.

Schüler der Deutschen Journalistenschule mit Helmut Markwort. Foto: Johann Schwepfinger.

Befragt zu dem Thema, für das Helmut Markwort steht, verriet er auch, mit welch harten Bandagen gestritten wurde, als der Focus auf der Bildfläche erschien, und dem Hamburger Platzhirschen Spiegel aus dem Stand heraus erfolgreich Konkurrenz machte. Markwort zufolge hätten manche Spiegel-Journalisten zuvor ihr Meinungs-Monopol auf dem deutschen Medienmarkt ausgenutzt, um schon mal bei Bundestagsabgeordneten geheime Unterlagen zu erpressen. Denn wer dem Spiegel nichts lieferte, der fand im Blatt nicht mehr statt. Der Focus habe diese Situation verändert,
was bei Vielen auf Gegenliebe stieß. Und natürlich auf Gegner: hämische Kommentare aus der Branche waren eine Zeitlang fast schon Alltag. Doch Markwort war auch diesem Druck gewachsen. Streitbar sein, das kann er auch, wenn es die Situation und die Sache erfordern. auch da ist er ganz Praktiker.

So interessiert ihn auch, was die Branche aktuell bewegt - und er bezieht Position. Über die Festnahmewellen, die Journalistinnen und Journalisten in der Türkei erleben und erleiden müssen - von großen Titeln wie Cumhuriyet bis zu kleinen Medien. „Damit hat sich Erdogan endgültig aus Europa verabschiedet“, so Markwort. Der in Darmstadt geborene Journalist beobachtet auch die weitergehende Digitalisierung in der Medienbranche. Manche Entwicklung im Onlinejournalismus sieht er kritisch - etwa eine einseitige Berücksichtigung reiner Klick-Zahlen und die Suchmaschinenoptimierung, die zu vereinfachenden und verflachenden News-Schnippseln führen können.

Das Gespräch moderierte PresseClub-Vorsitzender Peter Schmalz.

Text: Thomas Kletschke, Fotos: Johann Schwepfinger.

Zurück