Zeitzeugen-Gespräch mit Alois Glück im Internationalen PresseClub München am 5. Juli 2016
Als zentralen und zugleich umstrittenen Begriff warf Glück den Begriff „Leitkultur“ in die Debatte. Mit dem Begriff „Leitbild“ könne er sich eher anfreunden, aber das Wort „Leitkultur“ habe nun mal insbesondere im Kontext mit der Zuwanderung und der Flüchtlings-Problematik die Diskussionen angeheizt. Da stelle sich gleich die Frage, welche Kultur denn als Maßstab dienen solle. Wenn es um die Präsenz des Christlichen in unserm Land gehe, müsse man sich fragen, wie es denn um die Durchdringung der Gesellschaft mit dem christlichen Glauben noch bestellt sei. In Österreich wüssten ca. 50 Prozent der Bevölkerung nicht mal genau zu erklären, warum Ostern gefeiert wird. Ähnlich sähe es wohl in Deutschland und noch schlimmer in den neuen Bundesländern aus. Um so mehr sei man verunsichert im Angesicht des Islam in seinen imperativen Erscheinungsformen.
In der Diskussion wurde die Belastbarkeit einer „christlichen Leitkultur“ mit zahlreichen Beispielen aus dem täglichen Leben, aber auch aus dem religiösen Leben in Frage gestellt. Aus der Ökumene könne man neue Hoffnung schöpfen, wenn auch die EKD manche ehemalige Glaubensregel aufweiche. Blicke man in die Welt, bietet die katholische „Weltkirche“ eine Vielfalt von Gestaltungsformen, ganz abgesehen von der Stärkung der Pfingstkirchen und bibeltreuen Fundamentalisten.
Fordere man von Flüchtlingen und Zuwanderern, dass sie sich möglichst schnell integrieren, genüge aus dem Aspekt einer Leitkultur das Erlernen der Sprache nicht. Vielmehr müssten insbesondere die Christen in unserem Land ein starkes Vorbild sein; denn sonst könne es leicht passieren, dass andere, und zwar fragwürdige Werte stärker prägend wirken. Es gehe insbesondere auch nicht an, christliche Lebensformen zurückzunehmen, um Muslime nicht zu provozieren.
Durch den Abend mit Alois Glück führte uns unser Club-Chef Peter Schmalz.