PresseClub-Gespräch12.09.2022 11:00

50 Jahre nach Fürstenfeldbruck: Verdrängte Wahrheiten und offene Wunden - PresseClub-Gespräch mit Professor Dr. Michael Wolffsohn

Das Olympia-Attentat vom 05. September 1972 hat eine Vorgeschichte und eine Nachgeschichte. Beide sind bis heute noch weniger aufgearbeitet als das Attentat im Olympischen Dorf selbst. Fakt ist: Es gab schon vor den Olympischen Spielen palästinensischen Terror gegen Juden in München. In Riem war eine El Al-Maschine am 10. Februar 1970 Ziel eines Anschlags. Und nur drei Tage später folgte das jüdische Gemeindehaus im Gärtnerplatzviertel - hier sind die Täter bis heute nicht aufgeklärt. Doch Indizien weisen in den deutschen Links- und Rechtsterrorismus. Auch bei den Vorbereitungen zum  Olympia-Attentat führen Spuren in den deutschen Links- und Rechtsextremismus. Offensichtlich sind die Verbindungen zwischen palästinensischen Terroristen und deutschen Rechts- wie Linksextremisten der 1960er und 1970er Jahre, wenn man auf die Ausbildungslager der Terroristen im Nahen Osten blickt.

Welche historischen Verbindungen gibt es zwischen dem palästinensischen und dem linken wie rechten deutschen Terror? Warum tut sich die deutsche Politik bis heute schwer damit, ihre eigene Verantwortung für das Olympia-Attentat ohne Scheuklappen aufzuarbeiten? Was bedeuten die Ereignisse und Strukturen von damals sowie der Umgang mit ihnen in der deutschen Erinnerungskultur für die aktuellen deutsch-israelischen Beziehungen? Was vor allem für das jüdische Leben in Deutschland heute?

Professor Dr. Michael Wolffsohn ist einer der führenden Experten für die Analyse internationaler Politik und nicht zuletzt die Beziehungen zwischen Deutschen und Juden auf staatlicher, politischer, wirtschaftlicher und religiöser Ebene. Der 1947 in Tel Aviv geborene Sohn einer 1939 nach Palästina geflüchteten jüdischen Kaufmannsfamilie übersiedelte 1954 mit seinen Eltern nach West-Berlin. Nach Wehrdienst in Israel und Studium in Berlin, Tel Aviv und New York lehrte er von 1981 bis 2012 als Professor für Neuere Geschichte an der Universität der Bundeswehr in München. Er hat zahlreiche Bücher, Aufsätze und Fachartikel verfasst und ist weiterhin publizistisch und als vielbeachteter Vortragsredner tätig. Der Deutsche Hochschulverband, die Standesorganisation der deutschen Professoren, kürte Michael Wolffsohn 2017 zum Hochschullehrer des Jahres. Zum Thema hat er bei dtv das Buch „Friedenskanzler? Willy Brandt zwischen Krieg und Terror“ veröffentlicht. Sein jüngstes und ebenso vielbeachtetes wie -gelobtes Buch trägt den Titel „Eine andere Jüdische Weltgeschichte“ (Herder 2022).

Das Gespräch mit Professor Wolffsohn führt PresseClub-Vorstandsmitglied Peter Althammer

Zurück