Clubabend05.07.2010 19:00
PresseClubforum: Apples Mediengeschäft – gute oder schlechte Nachrichten für Zeitungsverleger?
Den deutschen Tageszeitungen geht es nicht gut.
Sie leiden seit zehn Jahren an Leserschwund und Anzeigenrückgang. Nicht
nur junge Zielgruppen befriedigen ihren Informationsbedarf immer stärker
über das Internet: auf Personal Computern (PCs) und zunehmend auf
mobilen Endgeräten, den Smartphones. Alle drei klassischen Erlösquellen
der Tageszeitungen – Rubrikenanzeigen, Displaywerbung und Kauf- bzw.
Aboerlöse – bröckeln.
Tageszeitungen sind – wie viele behaupten –
nicht rechtzeitig und konsequent genug auf den Internetzug
aufgesprungen, der seit Mitte der Neunziger Jahre rollt, und in dem
mittlerweile 67 Prozent der deutschen Bevölkerung sitzen. Ausgerechnet
ein Wochenmagazinverlag hat es geschafft, mit spiegel.de die größte
deutsche Tageszeitung im Internet zu werden.
Haben die Tageszeitungsverlage gegen ihre
brancheneigene Zersplitterung und die internationalen Multis des
Internets, allen voran Google, überhaupt eine Chance?
Scheinbar gute Nachrichten kommen nun aus
Cupertino in Kalifornien. Der durch den Erfolg des iPhones
wiedererstarkte PC-Hersteller Apple lockt die deutschen
Printmedienschaffenden mit der Verheißung neuer Erlösströme durch die
Bereitstellung von Content auf dem neuen Tablet-PC iPad. Mit der
Produkteinführung präsentiert Apple-Chef Steve Jobs auch gleich das neue
Geschäftsmodell iAd. Mobile Werbung auf Telefonen und Tablet-PCs soll
den Nutzer in den Bann ziehen und die Werbewirtschaft zu Buchungen
bewegen. Verlagen macht Jobs ein einfaches Angebot: für die Vermarktung
der Werbung auf den auf iPhone und iPad angezeigten Verlagsangeboten
bietet er einen Erlösanteil von 60%.
Für Journalisten und Verleger stellen sich derzeit Fragen, die über die
Zukunft einer ganzen Branche entscheiden: Werden Verlage von diesem
Modell profitieren? Werden sie jemals die Verluste aus dem Printgeschäft
mit Erlösen aus dem Digitalgeschäft ausgleichen können? Sollen sie die
Druckerpressen verschrotten und sich auf die Produktion digitaler
Inhalte konzentrieren? Wird Information zu Content degradiert, über
dessen geräteabhängige Aussteuerung Konzerne wie Apple, Google und
Microsoft entscheiden? Werden Journalisten zu reinen Content-Erstellern?
Spielt Journalismus noch eine Rolle, wenn Unternehmen auf Facebook ihr
eigenen Medienangebote und Reichweiten aufbauen? Werden
Anzeigenabteilungen überflüssig, wenn Werbung direkt bei Google, Apple
und Facebook per Kreditkarte gekauft werden kann?
Auf dem Podium:
Jan BAYER, Vorsitzender der Verlagsgeschäftsführung WELT GRUPPE/ BERLINER MORGENPOST/ HAMBURGER ABENDBLATT
Dr. Wolfgang WALLAUER, Telefonica o2, Head of Advertising Services, Strategy & New Business Development
Michael GEFFKEN, Leipzig School of Media, Geschäftsführer
Rudolf SPINDLER, Süddeutsche Zeitung GmbH, Leiter Magazine, Produktentwicklung, Marketing
Moderation: Marc Ritter, aquarius consulting, München