Clubabend08.09.2009 19:00

PresseClubforum: Wie privat kann das Privatleben von Politikern (und sog. Promis) sein?

Regeln für die große Bühne

PresseclubForumWie privat kann das Privatleben von Politikern (und sog. Promis) sein? - Gemeinsames Überdenken der eigenen Arbeit: (v.l.) Rechtsanwalt Andreas Boele, Bunte-Chefredakteurin Patricia Riekel, Moderator Ruthart Tresselt, Professor Heinrich Oberreuter
Foto: Schwepfinger

Fluch oder Segen? Wer in der Öffentlichkeit steht, ist bekannt und im Fokus von Kritikern und Fans. Wie weit die Berichterstattung über Prominente in den Medien gehen darf; darüber haben im Forum des Münchner Presseclubs Journalisten, Wissenschaftler und Juristen diskutiert. Welche Personen im Interesse der Öffentlichkeit stehen und wer nur B- oder C-Promis ist, spielt dabei genauso eine Rolle wie die Abgrenzung von Privat- und Intimsphäre.

Die Chefredakteurin der Zeitschrift Die Bunte, Patricia Riekel, sagt: „Unsere Gesellschaft ist hungrig nach Menschen, die sich trauen, aus der Masse herauszutreten.“ Für sie steht fest, dass ein gewisses Bedürfnis nach weichen Themen immer vorhanden war. Dass sich auch Politiker immer mehr im Umfeld von Unterhaltung präsentieren und mehr um ihr Auftreten und Image bemüht sind als darum, politische Inhalte zu vermitteln, ist für Heinrich Oberreuter, Professor für Politikwissenschaften an der Universität Passau, eine bedenkliche Entwicklung. „Die politische Expertise geht zurück.“ Viel zu sehr würden dadurch Probleme, die komplex dargestellt werden müssten, vereinfacht und heruntergespielt. Patricia Riekel sieht in dieser Entwicklung allerdings auch Vorteile für den Wähler. Dadurch, dass Politiker immer mehr in der Öffentlichkeit erscheinen, sind sie transparenter für die Bürger. So würde dieser nicht mehr von einer „Politik hinter verschlossenen Türen“ ausgeschlossen werden.

Eine Boulevardisierung der Medien und ein Drang nach außergewöhnlichen Informationen über bekannte Personen ist für Patricia Riekel eine logische Entwicklung. Für sie spiegeln die Bedürfnisse der Medienkonsumenten auch das Bild in der Gesellschaft wider. Die Medien kämen schlichtweg diesem Bedürfnis nach. Dennoch, sagt Riekel, „ich glaube an die Selbstregulierung des Marktes“. So werden ihrer Meinung nach besonders Menschen, die nur kurzzeitig in der Öffentlichkeit erscheinen, für die Leser und Zuschauer schnell wieder uninteressant.

Personen, die dagegen über lange Zeit in der Öffentlichkeit stehen und diese auch gezielt suchen, müssen sich Kritik aus den Medien gefallen lassen. Darin waren sich alle Gesprächspartner einig. „Die Verantwortung fängt nicht mit der Presse an, sondern mit den Verantwortlichen“, sagt Patricia Riekel.  Heinrich Oberreuter sieht darin auch ein Dilemma um den Schutz von Persönlichkeitsrechten und der Pressefreiheit. „Wer bewusst prominent sein will, muss in die Öffentlichkeit gehen.“ Anschließend müsse er auch damit rechnen, kritisiert zu werden.

Aus juristischer Sicht muss dabei ständig abgewogen werden, ob eine Information über einen Prominenten für die Öffentlichkeit relevant genug ist, um sie zu verbreiten. Dabei ist auch entscheidend, welche Ansichten eine Person in der Öffentlichkeit vertritt. Rechtsanwalt Andreas Boele sagt: „Wenn man dem Leitbild in der Gesellschaft nicht gerecht wird, muss man auch Kritik ertragen können.“ 

Tilo Mahn

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