Clubabend30.04.2013 18:30

TELI-Jour-fixe: Die Vermessung der Welt auf Bayrisch


Nachdem der bayerische Offizier Wilhelm Filchner eine Trainingsexpedition nach Spitzbergen durchgeführt hatte, leitete er von 1911 bis 1912 die zweite Deutsche Antarktis-Expedition in das Weddell-Meer und ist dabei auf eine große Eisbarriere gestoßen, die heute den Namen seines Entdeckers trägt: Filchner-Schelf-Eis. Als eine Springflut die Fertigstellung der Forschungsstation auf einer Eisscholle unmöglich gemacht hatte, bot sich für Filchner die einmalige Chance, erstmals den Abbruch einer 600 km² großen Eisscholle vermessen. Die Expeditionsmannschaft musste währenddessen auf dem Expeditionsschiff „Deutschland“ überwintern und nutzte die Zeit, um wertvolle meteorologischen Untersuchungen der hohen Atmosphäre und ozeanographische Messungen durchzuführen. Sie hatten Glück: Obwohl das Schiff in die Weddellsee-Drift geriet, wurde es nicht wie Shackletons "Endurance" vom Packeis zerdrückt, sondern kam nach neun Monaten wieder frei. Nach dem Tod des Kapitäns trat der Konflikt zwischen seinem Nachfolger, einigen Offizieren und Wissenschaftlern auf der einem Seite und Filchner auf der anderen Seite offen zu Tage. Vor Südgeorgien kam es schließlich zu einer Meuterei, die nur durch die vorzeitige offizielle Auflösung der Expedition niedergeschlagen werden konnte. Nach dieser Erfahrung wollte Filchner nie wieder eine Polar-Expedition durchführen.

Prof. Dr. Cornelia Lüdecke erinnert an die letzte Polar-Expedition von Wilhelm Filchner: „Die Vermessung der Welt auf Bayrisch“.

TELI-Jour-fixe in Zusammenarbeit mit dem PresseClub München.

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