Vor der Zeugenaussage im NSU-Untersuchungsausschuss – Überlebender Mehmet O. fordert Gerechtigkeit und Anerkennung

Seit Mai 2022 befasst sich zum zweiten Mal ein Untersuchungsausschuss im Bayerischen Landtag mit den vielen ungeklärten Fragen in Bezug auf den NSU-Komplex in Bayern. Erstmalig wird dabei der Sprengstoffanschlag auf Mehmet O. und seine Bar „Sonnenschein“ am 23. Juni 1999 in Nürnberg umfassend öffentlich untersucht. Die Täterschaft wurde am achten Verhandlungstag des NSU-Prozesses in München durch Einlassung des Angeklagten Carsten Schultze bekannt. Trotzdem wurde Mehmet O. bis heute Aufklärung verwehrt. Er konnte nicht als Nebenkläger im NSU-Prozess teilnehmen. Das Gericht nahm den Anschlag aus „verfahrensökonomischen Gründen“ nicht in die Anklage auf.

Durch den rechtsterroristischen Bombenanschlag hat sich sein gesamtes Leben – Wohnort, Arbeitsstelle, Freundeskreis - radikal verändert, an den Folgen leidet er noch heute. Mehmet O. fordert: „Ich erhoffe mir Gerechtigkeit und Anerkennung. Lange Zeit haben die Behörden mich beschuldigt, obwohl ich das Opfer war. Ich habe mein Vertrauen in den Staat verloren.“ Heute wird er von B.U.D., der Beratungsstelle für Betroffene rechter Gewalt in Bayern unterstützt. Seine Beraterin Patrycja Kowalska erklärt: „Der Untersuchungsausschuss hat die einmalige Chance umfassende Aufklärungs- und Rehabilitationsarbeit zu leisten. Denn bislang wurde Mehmet O. als Überlebender des NSU-Terrors missachtet.“ Sein Rechtsanwalt Engin Sanli wurde als Zeugenbeistand beigeordnet. Er macht geltend: „Jeder Anschlag im NSU-Komplex muss konsequent aufgedeckt werden, um das rechte Terrornetzwerk zu bekämpfen. Der bislang ausbleibende Verfolgungsdruck muss stärker werden, um weitere Täter und Täterinnen abzuschrecken.“

In der nächsten Sitzung des NSU-Untersuchungsausschusses am 24.10.2022 im Bayerischen Landtag ist Mehmet O. ab 14 Uhr als Zeuge geladen. Aus diesem Anlass laden wir Sie herzlich zur Pressekonferenz ein.

Auf dem Podium:
Mehmet O. Überlebender des NSU-Anschlags 1999
Patrycja Kowalska Beratungsstelle B.U.D.
Engin Sanli Rechtsanwalt des Betroffenen

Mehmet O. wird im Rahmen der Pressekonferenz seine Erwartungen an den Untersuchungsausschuss schildern. Zudem werden sein Rechtsanwalt Engin Sanli und B.U.D. Bayern Beraterin Patrycja Kowalska die Situation Mehmet O.s in Bezug auf die vergangenen Ermittlungen und den laufenden Untersuchungsausschuss aus ihrer Sicht bewerten.

Info und Anmeldung bis zum 20. Oktober 2022: Anna Reimann, E-Mail: pr@bud-bayern.de, Tel.: 01525-9176069

Für die Pressekonferenz gilt folgender Einlassvorbehalt: Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, sind von der Veranstaltung ausgeschlossen.