Preisträger 2016
Großer Preis zum Berufsstart: Herwig-Weber-Preis 2016 für drei junge Journalisten und Filmemacher
„Ja, das Schreiben und das Lesen ist nie mein Fach gewesen …“, so lässt Johann Strauß den Zigeunerbaron schmettern, und so locker und spöttisch eröffnen „Die Salonboarischen“ mit Ziehharmonika, Geige und Harfe den Abend, an dem der Internationale PresseClub München den diesjährigen Herwig-Weber-Preise verleiht. Zumindest die zweite Zeile werde nicht Motto dieses Abends sein, nahm PresseClub-Vorsitzender Peter Schmalz den musikalischen Ball auf, denn schließlich sei das Schreiben und das Lesen Lebenselixier unserer Branche. Und da die Preise in einem Saal des Bayern Rundfunks überreicht werden, müsse auch das Sehen, das Hören und das Senden hinzugefügt werden.
Die beiden nachfolgenden Redner haben jeder für sich einen besonderen Grund, die über 100 Gäste mit Freude zu begrüßen: Stefan Wittich, der Leiter der Intendanz des BR, erinnert nicht nur an die große Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Sender für die bayerische Medienlandschaft, er erwähnt auch die Herwig-Weber-Priese, die BR-Mitarbeiter in den vergangenen Jahren erhalten haben. Wie auch in diesem Jahr. Und Stadtrat Manuel Pretzl (CSU), der für den kurzfristig verhinderten 2. Bürgermeister Josef Schmid eingesprungen ist, dankte dem PresseClub im Namen der Landeshauptstadt für sein Engagement. Den im Mittelpunkt der journalistischen Arbeiten muss die Landeshauptstadt München stehen. Wobei die Arbeiten nicht normales Tagesgeschäft, sondern in Stil und Recherche etwas Besonderes in der Berichterstattung darstellen sollen. So steht es in den Statuten des Preises, der alle drei Jahre ausgelobt wird und der in Erinnerung den langjährigen Club-Vorsitzenden Dr. Herwig-Weber († 1969) erinnert.
In diesem Jahr sind 55 Einsendungen aus ganz Deutschland eingetroffen. Die Jury unter Leitung von Presseclub-Vorstand Dietmar Schmidt bewies diesmal eine zweifach gute Spürnase: Beide ausgewählte Arbeiten, die mit je 5.000 Euro prämiert werden, sind herausragend, und alle drei Preisträger stehen erst am Beginn ihrer Berufskarriere. Die aktuelle Frage „Platzt München aus allen Nähten?“ untersuchten die junge tz-Redakteurin Ramona Weise und ihr Volontärskollege Tobias Scharnagl in einer 14-teiligen Serie, in der sie alle Aspekte der Probleme und der Chancen beleuchteten, die das rasante Wachstum für Deutschlands derzeit attraktivste Stadt mit sich bringen. Die Auswahl der Themen, die Recherche und insbesondere die journalistische Aufbereitung hat die Jury als hervorragend bewertet.
Suli Kurban ist Uigurin und kam als Elfjährige aus China nach Deutschland. Derzeit studiert Sie an der Münchner Hochschule für Film und Fernsehen (HFF). Kurban hat in ihrem Fernsehfilm „Der Löwe von Neuperlach“, der im April in den BR-Lebenslinien ausgestrahlt wurde, über das ehrenamtliche Engagement des Deutsch-Türken Ramazan Varisli berichtet. Der Hausmeister an einer Schule hat sich im Rahmen des Trainingszentrums „Leon Gym Neuperlach“ der individuellen Integrationsproblemen von jugendlichen Migranten angenommen und ihnen Perspektiven aufgezeigt. Ein bewegender Film, der anschaulich zeigt, wie ehrenamtliches Engagement helfen kann, gefährdete Jugendliche auf die richtige Bahn zu bringen.
Die Jury hebt besonders die intensive und gründliche berufliche Bildung und Ausbildung der Preisträger hervor, die einen erfolgreichen weiteren Berufsweg erwarten lassen. Die Preise überreichen Club-Vorsitzender Peter Schmalz und Martin Gebrande, Geschäftsführer der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien und Vorsitzender des Kuratoriums für den Herwig-Weber-Preis. Den Mitgliedern dieses Kuratorium dankt Peter Schmalz ausdrücklich, denn erst ihr großzügiges Engagement ermöglicht es, diesen renommierten Preis auszuloben.
Anschließend übergibt Dietmar Schmidt den Vorsitz der Jury wie auch die Organisation künftiger Herwig-Weber-Preisverleihungen an Presseclub-Vorstandsmitglied Kerstin Tschuck, die den Preisträgern die Gelegenheit, sich, ihre Arbeit und ihre künftigen Projekte vorzustellen. Das junge tz-Team (Preisträger Scharnagl wechselte zehn Tage vor der Preisverleihung vom Volontärs- und den Redakteurstatus) beschäftigt sich inzwischen wieder mit den alltäglichen Themen dieser Stadt, behält aber eine Fortsetzung der Erfolgs-Serie im Auge. Suli Kurban steht kurz vor dem Abschluss der Dreh- und Schneidearbeiten für einen Film über das Schicksal eines abgeschobenen Flüchtlings aus Kurdistan, der der beim zweiten Versuch, nach Deutschland zu kommen, im Mittelmeer ertrunken ist. Und dann muss sie im kommenden Jahr den Abschlussfilm für ihr HFF-Studium vorlegen.
Beschwingt von den Klängen des „Salonboarischen“ Trios klingt der Abend mit lebhaften Gesprächen und kulinarischem Genüssen bei einem Stehempfang aus. Am Ende heißt es: Auf Wiedersehen in drei Jahren, wenn dann die Preisträger des Herwig-Weber-Preises 2019 ausgezeichnet werden.